Vorarlberger Selbstvertreter für Sexual-Assistenz für Menschen mit Behinderungen
von Siegfried Glössl
Die Selbstvertreterinnen und Selbstvertreter von „Mensch Zuerst“, REIZ, der Lebenshilfe Vorarlberg und Caritas haben in einer ersten Sitzung die Weichen für gemeinsame Forderungen zum Thema Sexual-Assistenz in Vorarlberg gestellt.
Am vergangenen Freitag (13. Oktober 2017) traf sich die Vorarlberger Selbstvertretungs-Gruppe gemeinsam mit Unterstützern zum ersten Gespräch. Mit dabei auch der bekannte Vorarlberger Psychotherapeut Johannes Staudinger. Wichtige Anliegen wie Aufklärung der Bevölkerung in Sachen Sexual-Assistenz zum einen bis hin zur Änderung von Gesetzen standen auf der Agenda.
Gleich zu Beginn waren sich alle Beteiligten einig, dass sich Sexual-Assistenz ganz klar von Prostitution unterscheidet und in einem einfühlsamen Rahmen stattfindet. „Menschen mit Behinderungen oder auch ältere Menschen in Pflegeheimen haben genauso das Bedürfnis nach Zärtlichkeit, Berührungen und Sexualität wie andere auch“, erklärt Melanie Corn, gewählte Selbstvertreterin der Caritas Vorarlberg. „Gerade für Menschen mit sehr hohem Unterstützungs-Bedarf ist das Erfahren dieses wichtigen Grund-Bedürfnisses nicht möglich. In Vorarlberg ist Sexual-Assistenz und auch passive Unterstützung zum Beispiel beim Verwenden von Hilfsmitteln gesetzlich nicht erlaubt“, ergänzt Siegfried Glössl, gewählter Selbstvertreter der Lebenshilfe Vorarlberg.-
Auch Andreas Guth, von „REIZ – Selbstbestimmt Leben“, setzt sich seit vielen Jahren für eine Änderung der Gesetzeslage in Vorarlberg ein: „Wir wollen keine Sonder-Behandlung für Menschen mit Behinderungen. Auch ältere Menschen mit Demenz, oder so genannte ‚normale‘ Menschen mit Ängsten, Blockaden oder Traumata würden von geschulten Sexual-Assistentinnen und Sexual-Assistenten profitieren.“
Laura Salomon und Daniela Pregl von Mensch Zuerst Vorarlberg betonen zudem, wie wichtig das Thema Sexualität für Menschen mit Behinderungen ist: „In unseren Begegnungs-Runden sprechen wir oft über Partnerschaft und Sexualität. Aber uns als Peer-Beraterinnen sind Grenzen gesetzt.“ Psychotherapeut Johannes Staudinger sieht die Beratung als einen wichtigen Teil der Unterstützung, „…aber die betroffenen Menschen müssten zusätzlich Hilfe erhalten, um ihre Sexualität unter guter Anleitung ganz konkret und sinnlich-körperlich zu erfahren. Wenn Menschen ihre Sexualität nicht leben können, hat dies sehr oft psychische Not bis hin zu körperlichen Verletzungen zur Folge. Hier könnte Sexualassistenz einen sehr wichtigen Beitrag leisten – diese wird von sogenannten Berührerinnen und Berührern angeboten – was übrigens in anderen Bundesländern bereits möglich ist.“
Nach dem ersten Treffen wollen die Selbstvertreterinnen und Selbstvertreter ihre Forderungen nun in einem weitern Treffen am 1. Dezember 2017 konkretisieren. Mehr zum Thema „Behinderung und Sexualität“ gibt es auf der Website der „VISS – Vorarlberger Initiative Selbstbestimmte Sexualität“ unter www.viss.at