Inklusion

von Heinz Grabher

Gute Stimmung, lachende Gesichter auf dem Podium von rechts. Auf der grünen Couch sitzen Moderatorin Nadine Allgäuer, Marco Walch, Bruno Kühne und Andreas Guth. Dann zwei Rollstuhlfahrer Reinhard Zischg und Süleyman Kurt und ein Persönlicher Assistent.
Gute Stimmung, lachende Gesichter auf dem Podium von rechts. Auf der grünen Couch sitzen Moderatorin Nadine Allgäuer, Marco Walch, Bruno Kühne und Andreas Guth. Dann zwei Rollstuhlfahrer Reinhard Zischg und Süleyman Kurt und ein Persönlicher Assistent.

Im Rahmen eines Maturaprojektes präsentierten Studentinnen der HAK Feldkirch Bilder über alltägliche Barrieren für Menschen mit Behinderung mit besonderem Bezug zu ihrem Schulgebäude. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion zu den Themen Diskriminierung, Sexualität, Barrieren und Inklusion kamen auch ReizlerInnen zu Wort. Das Publikum gab die Bestnote: „Ein gelungenes Beispiel für Inklusion!“

Die Maturantinnen Nadine Allgäuer, Andrea Rojak, Lisa Stefanon und Magdalena Debortoli gingen im Vorfeld mit Unterstützung von Reinhard Zischg und Andreas Guth auf Barrierensuche in ihrem Schulgebäude. Sie dokumentierten verschiedene bauliche Hindernisse für Menschen mit Behinderung. Eine offizielle Abordnung vom Vorarlberger Landesschulrat, Wiener Stadtschulrat und des Bundesministeriums konnten den gesammelten Daten der Studentinnen nichts hinzufügen und gratulierten zur sorgfältigen Arbeit.

Ursprünglich sollte die Veranstaltung mit dem Titel „Mensch ist Mensch – wir sind alle auf der gleichen Stufe“ im Theater am Saumarkt stattfinden. Aber auf Grund der zu großen baulichen Barrieren des 42 Jahre alten Gebäudes wechselten die Studentinnen auf die Aula in ihrer Schule. Erbaut 2008 war Barrierefreiheit schon mehr Thema und wurde nach damaligem Wissensstand verwirklicht. Hier waren dann alle auf einer Stufe angekommen. Die festgestellten Barrieren an der Schule sind gering und können mit wenigen Mitteln behoben werden.

Bei der Podiumsdiskussion bekamen Menschen mit Behinderung viel Raum. Als Projektpartner saßen von Reiz Andreas Guth, Reinhard Zischg, Marco Walch und Süleyman Kurt auf der Bühne. Bruno Kühne als Vertreter von Menschen mit Sehbehinderung machte die Runde vollständig. Nadine Allgäuer moderierte die Diskussion und stellte Fragen zu den Themen Diskriminierung, Sexualität, Barrieren und Inklusion.

In der Vorstellungsrunde erzählten alle von ihrem Leben und von ihrer Behinderung als Teil dieses Lebens. Dabei stellte Reinhard Zischg klar: „Wir wollen in erster Linie als Menschen gesehen werden. Deshalb nennen wir uns auch Menschen mit Behinderung. Der Ausdruck ‚Behinderte‘ stellt die Behinderung in den Vordergrund. Das verstellt den Blick auf den Menschen.“

Andreas Guth und Süleyman Kurt erzählen, wie sie als Menschen mit einer Sprachbehinderung Diskriminierung erleben. Sie werden sehr oft nicht ernst genommen. „Ein kleines Beispiel“, meldet sich Andreas zu Wort, „wenn ich mit meinen Kollegen einen Einkauf mache und wir von den VerkäuferInnen begrüßt werden, dann werden die Kollegen mit ‚Sie‘ angesprochen und ich mit ’Du‘. Respekt für meine Kollegen und für mich etwas anderes, aber das fühlt sich nicht so gut an.“

„Das Thema Sexualität ist immer wieder eine Herausforderung“, weiß Reinhard Zischg. „Ich habe genauso das Bedürfnis meine Sexualität auszuleben, wie alle Menschen auch. Vielleicht gibt es Unterschiede in der Ausführung, bei der Stellungswahl, Kopfstand mit oder ohne Rollstuhl … aber ich möchte hier nicht zu sehr ins Detail gehen“, bringt Zischg das Publikum zum Lachen. „Einen Partner zu finden ist sehr schwierig, da schon beim Flirten, beim ersten Augenkontakt meistens meine Behinderung gesehen wird und beim Gegenüber setzt Angst ein und der Kontakt wird abgebrochen“, sagt Andreas Guth, der auch Peerberater mit dem Thema Sexualität und Behinderung ist.

Bruno Kühne erwähnt, dass Menschen mit Behinderung auch ihren Beitrag leisten und Inklusion einfordern müssen. Er regt an, bei den Bushaltestellen eine Ansage zu installieren, welche Busse einfahren. Das wäre für alle Menschen mit Sehbehinderung eine große Erleichterung und mit wenig Mittel zu verwirklichen. Eine Vertreterin der Stadt Feldkirch im Publikum hat den Hinweis aufgenommen und wird das Anliegen bei der Stadt zur Sprache bringen.

Am Ende gab es noch das Siegerlied vom Chancenpreis 2011 "Dabei sein" und großen Applaus. Die Absicht der Maturantinnen, einen Denkanstoß zu geben, um über ein gemeinsames Leben von Menschen mit und ohne Behinderung nachzudenken ist voll aufgegangen. Das zeigten die Gespräche am ausgezeichneten Buffet.

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