Bericht SLIÖ – Das Herbsttreffen 2007

von Dr. Eberhard Zumtobel

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Das zweimal jährlich stattfindende Arbeitstreffen der „Selbstbestimmt  Leben Initiative Österreich – SLIÖ“ fand dieses Mal auf Einladung von SLI Steiermark am 12. und 13. Oktober 2007 in Graz statt. SLIÖ ist Zusammenschluss und Interessensvertretung der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung in Österreich. Am Treffen in Graz nahmen Vertreter von SLI Wien, SLI Steiermark, SLI Oberösterreich, Selbstbestimmt Leben Innsbruck, Zentrum für Kompetenzen, WAG (Wiener Assistenzgenossenschaft), STAG (Steirische Assistenzgenossenschaft) und Reiz – Selbstbestimmt Leben Vorarlberg teil.

Das Treffen begann mit einer Trauerminute im Gedenken an Herbert Kaiser, einem Mitglied aus unserer Bewegung aus Kärnten, der im September 2007 überraschend verstorben ist.

Im Anschluss daran widmeten sich die Teilnehmer der Nachlese und Aufarbeitung eines Treffens bei Sozialminister Erwin Buchinger, bei dem das Konzept „Persönliche Assistenz“ und SLIÖ als Ansprechpartner in behinderungsrelevante Fragen vorgestellt wurden. Dabei wollte der Minister keine Doppelstruktur neben der ÖAR (Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation) akzeptieren, stellte jedoch ein Projekt zur Verbreitung des Independent-Living-Gedankens in Aussicht. Persönliche Assistenz würde Buchinger unterstützen, wenn insbesondere mit der Lebenshilfe kooperiert wird.

Im Hinblick auf eine mögliche Zusammenarbeit mit Selbstvertretungsgruppen der „People First Bewegung“ stellt SLIÖ fest, dass ein großes Engagement auf Seite der SelbstvertererInnen besteht, gleiche Ziele zu leben wie die Selbstbestimmt-Leben-Bewegung. Dabei zählt auch das Argument der Stärke nach außen, wenn man sich nicht mehr trennen lässt. Bei diesen Überlegungen  steht die Frage im Raum: „Wir wollen mit ihnen, aber wollen sie mit uns?“ Es steht der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung nicht zu arrogant aufzutreten, vielmehr müssen den Selbstvertretungsgruppen geeignete Rahmenbedingungen zur Verfügung gestellt werden.

Im Rahmen der Diskussion über Ideen für das Projekt, das im Sozialministerium eingereicht werden soll, zieht sich die Kooperation mit den Selbstvertretungsgruppen als Leitgedanke durch nahezu sämtliche Ideen. Festgehalten wird, dass eine Weiterbildungsmaßnahme in Richtung Berufsausbildung große Chancen bei Minister Buchinger hätte.

Nach eingehender Beratung und Gegenüberstellung der gesammelten Projektideen einigt sich SLIÖ auf eine Bildungseinrichtung, die Menschen in ihrem Selbstwert stärkt und Bildungsangebote gemeinsam mit den SelbstvertreterInnen erarbeitet. Dies ist als Voraussetzung dafür gedacht, um sich für den Arbeitsmarkt und eine Ausbildungsrichtung entscheiden zu können.

Ein Team von ungefähr zehn Personen ist für dieses Projekt vorgesehen. Dabei sollen auch Mitglieder von Selbstvertretungsgruppen eingebunden werden. Als Projektverantwortliche soll Mag. Bernadette Feuerstein (SLI Wien) fungieren. Als Vorbereitungszeit bis zur Genehmigung ist ein halbes Jahr veranschlagt.

Neben dem Thema Kooperation mit den Selbstvertretungsgruppen der People-First-Bewegung standen noch weitere Bereiche im Mittelpunkt des SLIÖ-Treffens. Breiter Raum wurde der Persönlichen Assistenz, einem Dauerbrennerthema der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung eingeräumt. Grundsätze zur Persönlichen Assistenz konnten erarbeitet und diskutiert werden, die nach außen hin als für ganz Österreich verbindliche Grundlagen sein sollen. Dazu zählen Wahlfreiheit für die AssistenznehmerInnen, bedarfsgerechte Assistenz, Gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft, Rechtsanspruch, Kostendeckende Stundensätze, ganzheitliche Persönliche Assistenz, trägerübergreifende Abrechnung, Kompetenzen der AssistenznehmerInnen und die Einhaltung der Menschenrechte. Es wird festgehalten, dass die Situation von Persönlicher Assistenz von Bundesland zu Bundesland verschieden ist, sowohl was die Stundensätze als auch die Genehmigungsverfahren angeht.

Ein letztes Thema betraf die Barrierefreiheit von Gebäuden. Es wird festgehalten, dass für investive Maßnahmen zur Barrierefreiheit eine Förderung bis zu 50% für Unternehmer, Hausbesitzer usw. bei Nachrüstung von Gebäuden ausbezahlt werden. Die Hausbesitzer dürfen keine höheren Mietkosten verlangen. Wünschenswert wäre die Mitarbeit von behinderten Personen in den Gremien des Normungsinstituts, die in Wien stationiert sind.

Das nächste SLIÖ-Treffen findet im Frühjahr 2008 in Innsbruck statt.

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